Klemm, M., 1927

• Authors:Klemm, M.,
• Title: Vergleichende morphologische und entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen einer Reihe multipler Allelomorphe bei Antirrhinum majus.
• Location: Bot. Archiv 20, 423-474 (1927).
• Abstract: Als Material für die vorliegende Arbeit dienten einige hundert Blüten von Antirrhinum-Pflanzen. Es wurden ca. 350 Serien in Mikrotomschnittpräparaten untersucht.
  Das Ergebnis der Untersuchungen dieser Arbeit ist kurz folgendes:
  1.) Die bei der normalen Sippe 50 festgestellten Abweichungen von der normalen Entwicklung der Geschlechtsorgane sind wesentlich verschieden von denjenigen der Mutanten der hier behandelten allelomorphen Reihe. Am häufigsten treten mehr oder weniger auffallende Veränderungen in der Form des fünften Staubblattes - des Staminodiums - (Verblattung, Vergrößerung) auff. Seltener wird die Form der fertilen Staubblätter verändert: In der Gestaltung des Gynoceums konnten Veränderungen nicht mehr wahrgenommen werden.
  2.) Die Veränderungen in der Entwicklung der Geschlechtsorgane der hier behandelten Mutanten kommen vornehmlich an den männlichen Organen zum Ausdruck. Dabei werden die Organe bei den verschiedenen Mutanten in ganz verschiedenen Entwicklungstadien von den Veränderungen betroffen. Während einige Mutanten beinahe normale Staubblätter ausbilden, konnte bei anderen nicht einmal die Anlegung sporogener Gewebe festgestellt werden. Die weiblichen Organe werden nur in wenigen Fällen verändert (gli/gli, nic/gli).
  3.) Die wahrnehmbare phänokritische Phase ist abhängig von der Art der Veränderung und von der Entwicklung derjenigen Organe, die der Veränderung unterliegen: bei einer vollkommenen Umbildung männlicher Organe in weibliche ist sie früher wahrnehmbar, als bei einer nur teilweisen, bei einer Veränderung vegetativer Blütenorgane meist weit später als bei einer Umbildung generativer.
  4.) Eine Dominanz des einen Erbfaktors über dem anderen liegt nicht vor, wohl aber konnte ein mehr oder weniger deutliches Überwiegen des einen Faktors über den anderen festgestellt werden.
  5.) Die hier beschriebenen Veränderungen der Blütenorgane (insbesondere die Pistilloidie der Stamina) sind auch an anderen Pflanzen (Papaver, Sempervivum) schon früher beobachtet worden. Besonders auffallend ist die Ähnlichkeit der pistilloiden Formen bei den ebenfalls zur Familie der Scrophulariacieen gehörigen Digitalis-Pflanzen.
• As material for the work in question served several hundred blossoms from Antirrhinum-plants. The result is briefly as follows:
  
  • The deviations of the normal development of sex organs, found on normal relations, are essentially different from those of the mutants of the here descussed allolomorph lines. More or less remarkable deviations appear most frequently in the shape of the fifth stamen (the stamodium) foliative enlargement. More rarely is the form of the fertile stamens changed: In the formation of the gynoceum no more changes could be perceived.
  • the variations in the development of the sex organs in the here discussed mutants chiefly occur on male organs. These variations happen to the various mutants in quite different stages of their development. While some mutants develop nearly normal stamens, in others it was not possible to find even the primordium of sporogenious tissues. The female organes become changed in a few cases only (gli/gli, w/gli).
  • The perceptible phaenocritical phage is dependent on the manner of variation, and on the development of those organs which are subject to the variation: in a complete metamorphosis of male organs into female ones, it is earlier discernible as in partial variations, in a variation of vegetative blossom organs, mostly far later as in a metamorphosis of generative ones.
  • It is not a case of dominance of an hereditary factor over the others, but a more or less perceptible surpassing of one factor over the other has been found indeed.
  • The here described variations of the blossom-organs (especially the Pistilloidie of the stamens) have been previously noticed on other plants (Paper, Sempervivum). Especially conspicious is the similarity of the pistilloide forms in the likewise to the family of Scrophulariaceae belonging Digitalis-plants.