Die Nepenthales sind insektivore Pflanzen, die zu einer Ordnung von unsicherer taxonomischer Stellung zusammengefaßt werden. Vorgestellt werden an dieser Stelle daher drei, teils gar nicht eng miteinander verwandte Familien:
Sarraceniaceae,
Nepenthaceae,
Droseraceae.
Je nachdem, welches Merkmal man betrachtet, stellt man Affinitäten zwischen zwei Familien unter Ausschluß der dritten fest. Selbst die Zuordnung zu den Dilleniidae ist fragwürdig. A. CRONQUIST (1981) würde sie, wären sie nicht insektivor, den Theales zurechnen. Ob aber die bei den Sarraceniaceae vermutete zentrifugale Anordnung der Stamina tatsächlich existiert, muß durch weitere Untersuchungen geklärt werden.
A. TAKHTAJAN (1966) stellt die Nepenthaceae hinter die Papaveraceae, somit zu den Magnoliidae, die Droseraceae stellt er zu den Rosidae. V. A. HEYWOOD (1978) betrachtet die Nepenthaceae als eine Aristolochiales-Familie, und stellt die Droseraceae ebenfalls zu den Rosidae; R. DAHLGREN erhebt die Sarraceniaceae zu einer eigenständigen Ordnung .
Eine Zusammenfassung der Familien - aufgrund der Insektivorie - zu einem Taxon ist im Grunde genommen sehr fragwürdig, weil die vorhandenen Mechanismen des Insektenfangs und der Insektenverdauung nicht miteinander homologisierbar sind. Hier die wesentlichen Kennzeichen der einzelnen Familien:
Sarraceniaceae: Die Sarraceniaceen
sind in Nord- und Südamerika beheimatete Kräuter, deren
Blätter in einer grundständigen Rosette angeordnet sind,
deren Blattspreite zu einem Trichter verwachsen ist, in dem sich
Regenwasser sammelt und in den hinein die Pflanze proteolytische
Enzyme sezerniert. Die sich im Trichter fangenden Insekten werden
durch glatte Innenwände und randständige Borsten am
Entkommen gehindert. Die Insektennahrung dient den Pflanzen fast
ausschließlich zur Deckung ihres Stickstoffbedarfs. Die
Sarraceniaceen, wie übrigens auch die Droseraceae, kommen
auf nahezu stickstofffreien Torfböden vor. Durch die Methode
des Insektenfangs haben sie sich eine ökologische Nische
erschlossen. Das gilt entsprechend auch für die in tropischen
Regenwäldern lebenden Nepenthaceae, denn auch der Boden des
Regenwalds ist außerordentlich nährstoffarm. (Man könnte
sich nun fragen, warum nicht mehr Familien zur Insektivorie übergegangen
sind.) Noch ein wichtiger Punkt: Die (großen) Blüten
sind zwittrig.
Droseraceae: Krautige Pflanzen mit häufig rosettenförmig
gestellten Blättern, die mit Drüsenhaaren oder borstenförmigen
Emergentien besetzt sind. Die Blüten stehen in zymöen
Infloreszenzen oder einzeln, die Zahl der Kelch und Kronenblätter
beträgt vier bis fünf, die der Staubblätter 4-20.
Zu den Droseraceae gehören u.a. die Gattungen Dionaea
(Venusfliegenfalle) und Drosera
(Sonnentau). Der Klappmechanismus
der im Südosten Nordamerikas endemischen Dionaea
wird an anderer Stelle besprochen.
Drosera ist mit drei Arten (Drosera rotundifolia, Drosera intermedia, Drosera anglica) in der heimischen Flora (auf Hochmooren) vertreten. Die Blätter sind auf ihren Oberseiten mit Fangtentakeln versehen, an deren Spitzen proteolytische Enzyme enthaltende Sekrettropfen ausgeschieden werden.
© Peter v. Sengbusch - b-online@botanik.uni-hamburg.de